Der neblige November ist vorbei und spätestens jetzt beginnt endgültig der Winter. Mit Glück glitzert draußen der Schnee und bringt Funkeln und Licht in die kurzen Tage. Oft ist es aber nur dunkel, kalt und feucht. Die Welt scheint den Atem angehalten zu haben. Kaum geht die Sonne auf, da geht sie auch wieder unter. Die Tage sind kurz und trüb und manchmal brennt das Licht in unserem Zuhause den ganzen Tag.

Die Natur hat sich zurückgezogen und auch bei uns stellt sich das Bedürfnis nach Rückzug und Ruhe ein. Mit dem Dezember hält eine heimelige Zeit ihren Einzug und die Sehnsucht nach einer weißen Weihnacht kehrt in unsere Sinne.

 

21. Dezember: die Wintersonnenwende – das nordische Yule-Fest, Jul, Alban Arthuan (keltisch), Mutternacht, Weihnacht

Die Wintersonnwende ist eines der heiligsten Sonnenfeste und  bezeichnet die längste und dunkelste Nacht des Jahres. Die Sonne erreicht ihren tiefsten Stand. Diese heilige Nacht wird in alten Überlieferungen auch Mutternacht (althochdeutsch Modranecht) genannt. Nach heidnischem Glauben bringt die große Göttin tief in der Erde das Sonnenkind zur Welt. Diese Geburt steht für den Neuanfang, aus dem die Natur wieder aus dem Winterschlaf erwachen kann.

Diesen Mythos können wir in vielen Religionen wiederfinden, besonders bei der Geburt des Jesusukindes. In dieser längsten Nacht des Jahres erfüllt sich das Versprechen der Wiedergeburt. Die Dunkelheit ist gebannt, die Tage werden wieder länger. Das wieder emporsteigende Licht ist ein uraltes Symbol für Hoffnung, Leben und Neubeginn.

Wenn wir uns darauf einlassen, bringt es uns Orientierung, neue Ideen und neue Energie, indem es unsere menschlichen und natürlichen Kräfte neu aktiviert. Schon unsere Ahnen spürten die Veränderung, die sich zur Zeit der Wintersonnenwende und Yule einstellte. Es herrscht nicht nur bodenlose Dunkelheit, sondern es keimt neues Leben auf. Noch ist es nicht sichtbar aber unter der Erde sammeln sich bereits die Kräfte zu neuem Leben, welches dann im Frühjahr hervorbricht. Diese geballte Energie fängt wieder an zu wachsen, was mit dem Jul-Fest gefeiert wurde.

Vielerorts werden noch Jul-Feuer angezündet, um die Dunkelheit und Kälte zu vertreiben und das Licht Willkommen zu heißen. Traditionell wird auch ein Jul-Scheit aus Kiefernholz in den Herd gegeben, welches die ganze Nacht über brennen soll. Die Kiefer wird im keltischen Baumkalender mit dem 21. Dezember in Verbindung gebraucht.

Die Herkunft des Namens JUL oder JOL hat einen alten Bezug zu dem Gott Odin. Dieser trägt den Beinamen “Jolnir“ und seine Himmelsritte mit seinem wilden Heer in der Winterzeit und zu den Rauhnächten nennt man heute noch “Jolareidi“. Es gibt dazu viele überlieferte Bräuche, zu denen ich in meiner Serie über die Rauhnächte näher eingehen werde.

 

Dezember Energie

Einer der wichtigsten Aspekte des Dezember-Vollmonds, dem Eichenmond, ist die Feierlichkeit. Feiere an einem der Yule-Tage besinnlich und an einem anderem fröhlich und laut. Es ist eine gute Zeit um Familie und Freunde zu einem Glühwein oder Sonnenwendumtrunk einzuladen und zu tanzen. Es ist eine schöne Gelegenheit die Natur um ein Zeichen zu bitten, dass Wachstum aus dem Schoß der Erde sichtbar wird.

Am 4. Dezember, dem Barbaratag  ist es  Brauch, nahe der längsten Nacht des Jahres, den Frühling einzuladen, indem man Kirsch- und andere Blütenzweige schneidet und in warmes Wasser stellt. Das Austreiben der Barbarazweige zu Weihnachten ist ein sichtbarer Beweis für die Wiederkehr des Lebens. Reiche Blüten mitten im Winter sollten auf das Wunder der Heiligen Nacht hinweisen. Der Brauch besagt, dass man anhand der Blüten in die Zukunft schauen kann. Wenn die Knospen am Weihnachtsfest aufgehen, sollen Wünsche in Erfüllung gehen.

Im Dezember können wir der Hoffnung Raum geben, wenn wir uns in einer schwierigen oder gar aussichtslosen Situation befinden. Mit der Rückkehr des Lichtes geht es wieder bergauf. Der Dezember lehrt uns, dass auch die schlimmste Dunkelheit irgendwann ein Ende findet und somit auch die schwerste Krise vorübergeht.

 

Meine persönliche Yule-Zeit

Ich lasse meinen Altar mit goldenen und weißen Kerzen funkeln, schmücke ihn mit grünen und roten Stoffen. Als Symbol für die Sonne stelle ich ein achtspeichiges Sonnenrad auf und dekoriere ihn mit Äpfeln, Stechpalmen- und Tannenzweigen. Zu dieser Zeit räuchere ich gern meine Sonnen-Räucherung, welche aus Weihrauch, Sandelholz, Safran, Lorbeer und Orangenöl besteht.

Ich nutze diese Zeit, um in mich zu gehen, ja eine Innenschau abzuhalten. Ich denke über das vergangene Jahr nach, darüber, was ich erreicht habe und was ich gehen lassen musste. Orakeln mit dem Tarot oder den Lenormandkarten, dem Pendel, Runen, Engelskarten sind für mich ein wundervoller Weg, um die dunkle Zeit des Dezembers positiv zu nutzen und für mich und meine Kunden in die Zukunft zu schauen.

 

Die magische Mistel (Viscum album)

Eine für mich erwähnenswerte Pflanze im Dezember ist die Mistel.

mistel

Mistel

Sie ist eine der heiligen Pflanzen der Kelten und wurde von ihnen die “Allesheilende“ genannt. Geschnitten wurde sie von den Druiden mit einer goldenen Sichel – vorzugsweise zur Zeit der Wintersonnenwende als Symbol der Wiederbelebung der Sonnenkraft. Das Eisen der Sichel sollte die magischen Kräfte der Mistel neutralisieren. Sie wurde mit Tüchern aufgefangen. Der Boden durfte nicht mit der Pflanze berührt werden, da man glaubte, dass dieser ihre magischen Kräfte abziehen und in sich aufnehmen würde. Misteln, die auf Eichen wuchsen galten als besonders heilig. Am 6. Tag nach einem Winterneumond wurde sie von einem keltischen Priester in einem Ritual geschnitten.

Da die Mistel eine parasitäre Pflanze ist, bevorzugt sie Orte mit hoher Erdstrahlung. Durch ihr Aussehen (baumähnlich und doch kein Baum), gilt sie als Zwischenwesen – sie trägt das Geheimnis von Leben und Tod in sich. Man sagt, sie trage unsere Seelen in die Zukunft. Aus ihrem Holz werden Zauberstäbe und Wünschelruten geschnitzt.

Kindern wurde sie in die Wiege gelegt, um zu verhindern, dass sie von Feen oder Elfen gestohlen und durch Wechselbälger ersetzt wurden. Ein aus Mistelzweig geschnitzter Ring soll vor Krankheiten schützen. Mistelzweige sollen die Fruchtbarkeit fördern und ruhigen Schlaf schenken, legt man sie unter das Kopfkissen.

Auch hat die Mistel in der heutigen Zeit magische Verwendung. Ich selbst setze sie gern in Orakel-Räucherungen ein. An Haustüren und an Ställen aufgehängt, schützt sie Mensch und Tier vor negativen Energien und Hexerei. Ein Mistelzweig an der Haustür soll Glück ins Haus bringen und ein Kuss unter ihm die Liebe für sieben Jahre besiegeln.

 

Während ich den Artikel schreibe, schaue ich zu dem Mistelzweig, den ich aufgehängt habe und warte, dass mein Liebster nach Hause kommt.

In diesem Sinne und mit hoffentlich viel Inspiration wünsche ich Euch eine besinnliche

Weihnachtszeit…

Eure Jasmin

 

 

 

Bildquellen

  • mistel: 123 rtf Richard Thomas
  • dezember: 123rf rose-marie-hennrikson